7. Tag: Von Celano nach Montepulciano
Als ich an diesem Morgen um 6:00 aufwachte und einen Blick aus dem Fenster warf, sah ich zu meinem Erschrecken, dass die Berge noch verschneiter waren als an den Vortagen.
Aber unsere Tour führte uns zum Glück in die andere Richtung nach Westen, wo sich weiße Wolken und ein klarer Himmel zeigten. Beim Frühstück gab's die erste Abstimmung der Tour. Leider hat Gatschi (unser Grund für den Ausflug zum Bolsena See), uns mehr oder weniger versetzt. Wir beschlossen die Zimmer in Bolsena zu stonieren und 70km weiter nach Montepulciano zu fahren, um für den letzten Tourtag mehr Puffer bzw. weniger Kilometer zu haben.
Los ging's voller Tatendrang zur 500km entfernten Tankstelle. Im runden Bogen und durchs Hinterland fuhren wir an Avezzano vorbei, mit dem ein oder anderen Problem die Gruppe bei Überholvorgängen und Kreisverkehren zusammenzuhalten. Die Tour führte uns bis nach Capistello, wo sich der Himmel immer mehr verfinsterte. (Doch Angst war unbegründet, denn der „Wetterkenner" fuhr an der Spitze!)
Unsere lang ersehnte Überfahrt über den rund 1700m hohen Pass ins gegenüberliegende Tal wurde von einer unglaublich unhöflichen Tafel gestoppt. Straße Ciouso?
Der Ärger war groß, da die Straße sich in Google Maps hervorragend präsentierte und sich der Regen mal wieder von Süden hereindrängte. Es blieb uns nichts anderes übrig, als umzudrehen und auf gut Glück die Tour umzuplanen, um im nächsten Quertal die erste Straße Richtung Norden zu erwischen. Natürlich sind meine Tourbegleiter sehr regenscheu und durch das Anziehen der Regenmontur wurden wir mehr nass, als wenn wir noch 5 Minuten weitergefahren wären.
Wieder in Campitello eingetroffen, fuhren wir entlang einer Bergkette bei blauem Himmel und ohne Regen am Fuße des Monte Arezzo entlang bis nach Tagliacozzo. Dort sah ich auf dem Navi in der vergrößerten Ansicht eine kurvige Auffahrt und wir schraubten uns hoch auf 1200 Höhenmeter. Der Winter schien zurück – bei der Passüberfahrt lag Schnee am Bankett. Diese Abzweigung entpuppte sich als wahres „Kurvengeschlängel" (von Roccacerro bis Colli di Montebove) und so verging die nächste Stunde, bis wir uns zwischen den Gewittern ins trockene Tal retten konnten. In Carsoli mussten wir dann stoppen, um nicht in einen Platzregen zu geraten. Bei einer Kaffee- und Kuchenpause (Roberts Spezialität) besprachen wir die weitere Tourenplanung.
Die Blicke in den Himmel ließen uns aber nichts Gutes erhoffen und so entschlossen wir uns, nach Montepulciano zu fahren. Wir waren es ja schon gewohnt unser Regengewand über zu ziehen und setzten unsere Reise über Poggio Maiano auf der Schnellstraße fort. Welch Glück auch immer uns hier hold war, nach gut 10 Minuten ließ der Regen immer mehr nach und unsere Regenjacken funktionierten als Windjacken. Meine abgeschlossene Ausbildung als Wetterleser ließ mich immer mehr den Himmel beobachten und nicht auf das Navi schauen, so konnte ich bei einem Tankstopp in Celessono dem Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. Als ich zum Kaffee lud, gab es einen Platzregen, der 10 Minuten andauerte. Meine Kollegen, natürlich von der Angst geplagt nass zu werden, glaubten mir nicht, als ich zu Ernstl sagte: „Ich werde nicht mehr nass..." Und es sollte sich bewahrheiten.
Während Robert und Ernstl sich in ihrer „Gummihaut" (durch das immer besser werdende Wetter bezeichnete ich sie schon als UV-Schutzanzüge) bei 22° durch die beginnende Toscana quälten, konnte ich meinen Anzug perfekt belüften. Auf der Höhe des Bolsana Sees machten wir eine kurze Pause, um das Wetter zu beobachten. Der Ausblick auf den Lago Alviano von rund 600 Höhenmeter war genial.
Vorbei an Ovieto bei immer stärker werdendem Wind ...
Wunderschöne Kurven und toller Asphalt belohnten uns bis kurz vor Fabre. Dort hab ich dann mein persönliches Wetterradar wieder gegen Himmel schauen lassen und ich änderte die Fahrtrichtung, um den Gewitterwolken hinterher zu fahren. Der kleine Umweg Richtung Westen nach Casciano und dann erst Richtung Norden über Oetona nach Chianciano zahlte sich aus, denn dort warteten frisch geteerte Straßen im Formel 1 Design auf uns – einfach wunderschön.
Vorbei an Chianciano wurden wir bei der Einfahrt vor Montepulciano von einem Vespafahrer „verbrennt". Die Fahrverbotstafel von Montepulciano in die Fußgängerzone ignorierten wir natürlich, da dies ja nur Empfehlungen sind und in den schmalen Gassen setzte dann das Navi aus. Somit waren wir gezwungen, nach dem Weg zu fragen. Eine nette Fleischthekenbesitzerin zeigte uns ganz nach dem Motto „Trivial Pursuit" den Weg zum Hotel. Über extrem steile Pflasterstraßen quälten wir uns zurück zum Hotel. Das Parken in der hauseigenen „Tiefgarage" war genial. Den Abend ließen wir in der gegenüberliegenden Vinothek ausklingen. Dort konnte man die verschiedensten Weine aus der Region probieren.
ROADBOOK: