3. Tag: Von Assisi nach Chieti
Frisch gestärkt standen wir um 07:25 Uhr vor dem Frühstücksraum, wo uns unser netter Kellner daran erinnerte, dass es das Frühstück erst um 07:30 Uhr gibt. Mit gemeinsamen Kräften und dem Willen weiter zu ziehen, schafften wir es (Hirti) die Koffer zur unglaublich weit entfernten Garage zu bringen.
Der erste Tagesabschnitt sah eine 150km lange Transportstrecke in den Süden vor und dann später ging es wieder Richtung Nord-Ost, wo wir ordentliche und abgelegene Abschnitte fahren konnten. Und was war der Dank dafür? Bei der ersten Tankstelle schrie mich Josef förmlich an, wieso wir in der Toskana immer nur Schnellstraße fahren... was soll ich sagen... Keine Ahnung von einer Tourplanung. Die Tourplanung revangierte sich später mit 280km Kurven ohne Ende. Und die Krönung der Tour folgte, als wir an unendlich vielen Fischzuchtbecken vorbeifuhren, auf den Monti Sibillini.
Unglaubliche Tornantis schraubten uns in die Höhe, um unser erstes Zwischenziel Castelluccio (1452m) zu erreichen:
Natürlich wieder mal nicht ohne Zwischenfall. Kurz vor dem Passübergang streikte plötzlich Stefans „rechter" Zylinder. Josef: „Du verlierst Öl, hast wohl auch Diesel getankt." ? ?Es stellte sich heraus, dass anscheinend etwas bei der Zündung nicht funktionierte. Nachdem wir alle 7 versucht hatten ein mögliches Boardwerkzeug für das Entfernen bzw. Kontrollieren der Zündkerze zu finden (& kläglich scheiterten), versuchte ich mit Händen und Füßen einen Mechaniker mit den Ortsansässigen zu organisieren.
Wir haben in Castelluccio halt gemacht um an Stefan seiner BMW herumzuschrauben. Ein paar machten sich die Finger schmutzig und probierten beim Motorrad die Zündkerze bzw. die Abdeckung dafür zu entfernen. Die Anderen wurden derweil von einem „multi-lingualen" Südtiroler unterhalten. Der kleine, alte Mann hatte mit seiner roten Nase und einem Glas Rotwein sehr viele Geschichten auf Lager. Er erzählte uns wo er schon überall war, wenn er alles kennt und was er schon alles gemacht hat. Es war lustig und unterhaltsam und hatte etwas von einer politischen Wahlveranstaltung, man war sich bewusst, dass die Hälfte davon stimmt. Nachdem wir bei der BMW nichts ausrichten konnten, und der nächste Mechaniker gut 30 Kilometer entfernt war entschlossen uns dazu, ein Risiko einzugehen und weiterzufahren.
Nachdem wir beim „Italienischen Kontinent aus Bäumen" vorbei waren, riss Stefan seine Maschine ordentlich durch und der Zylinder funktionierte wieder. Zum Glück konnten wir daraufhin die Tour wie geplant fortsetzen.
Unser nächster Tankstopp war beim Lago di Campotosto. Die Zufahrt war grenzgenial. Kurven ohne Ende und natürlich gab es eine unglaubliche Kurvenkombination, um unser diesjähriges Fotomotiv, die „Kurvenlage" zu finden. Entlang des Lago suchten wir schon verbissen seit 30 Minuten eine Bar, um endlich eine Kaffeepause zu machen. Leider ohne Erfolg! Nachdem wir in Aringo zweimal eingeparkt hatten, aber keinen Platz zum Sitzen fanden, mussten wir bei 20°C weiterfahren. In etwa der Mitte des Lagos fanden wir endlich ein offenes Restaurant. Bei den tiefen Temperaturen und der Bemühtheit des Kellners schmeckte der Kaffee exquisit.
Der Restaurantbesitzer war auch so nett für uns extra einen Gasstrahler einzuschalten, sodass wir uns bei der tiefen Außentemperatur von 8° ordentlich aufwärmen konnten. Wir trafen dort zum ersten Mal auch andere Biker, aber unsere lieben Wiener bestätigten sich als Wiener. Ich belehrte sie kurze Zeit später eines besseren und machte ihnen klar, wie tiiiiief man eine „GS" in die Kurve legen kann.
Weiter auf der geplanten Tour wollte uns der italienische Staat mit einer Fahrverbotstafel einen Strich durch die Rechnung machen... Dies wurde von Josef nur so kommentiert: „Das ist doch nur eine Empfehlung." Gesagt, getan und Papa Schlumpf folgend fuhren wir über eine toll geteerte, kehrenreiche Strecke ins Tal (Anmerkung der Redaktion: Kein Wunder, dass die Einheimischen diese Straße für sich haben wollen).
Next Stop „Gran Sasso" Bergmassiv. Aber natürlich musste ich auch Alex erst auf den richtigen Weg bringen, der seelenruhig an mir vorbeifuhr. Hinauf auf die Hochebene! Eine kleine Jausenpause ließ uns diesen schönen Tag auf knapp 1800m genießen. Gerhards Tank wurde leer und vorbei an Josefs Wunschdenkmal (das ich versuchte per GS zu erreichen – ein Familiendrama, die alle im Schneesturm umkamen) zum Tankstopp in Santo Stefano.
Dort füllten wir die „Truchen" voll und weiter ging's auf die sich ewig windende Straße, die zu unserem Tagesziel Chieti führte. Toll war, als plötzlich und wie aus dem Nichts eine Schafherde vor uns auftauchte und die Hirten uns den Weg durch die Tiere bahnen mussten. Weitere Kurven und eine kurze Reparatur an Roberts Spiegel schlossen den heutigen Tag ab. Ärgerlich war, dass Robert unendlich lange hinter einem schwarzen Fiat Punto hergefuhr – mir wurden schon langsam die Eier wund - und erst als ich aufstand und wild gestikulierend deutete, dass die Jungs überholen sollten, konnten wir uns durch das Chietistadt-Wirr-Warr zu unserem tollen Hotel durchschlagen.
Der Abend ging mit einigen Bieren im gegenüberliegenden Bistro zu Neige.
ROADBOOK: