2. Tag:
Gegen 06:00 Uhr wurde ich wach und konnte meinen verschlafenen Augen kaum trauen. Ich dachte, dass es vielleicht an dem zu hellen bereits vorhandenem Tageslicht lag oder ich wohl träumen mag, aber ich sah dicke Schneeflocken vor meinem Fenster zu Boden fallen - schöner konnte es zum Saisonauftakt in Ischgl nicht sein ...
Die erste Aufregung gab es natürlich auf dem Weg zum Frühstück, vorbei an den eingeschneiten Motorrädern :-), und Josefs größte Angst als “Ozi” zu enden nahm Form an.
Also was tun - natürlich mal ordentlich Frühstücken um den winterlichen Temperaturen stand zu halten. Auch die Gespräche mit unserem Hotelier ließen für die nächsten Stunden keine Besserung des Wetters zu. Aber immerhin beruhigte er uns, nachdem er meinte, es sei kein Problem da die Straßen noch immer mit Salz bestreut würden.
Also rein in die in weiser Voraussicht eingepackte Thermounterwäsche und rauf aufs Bike (die angeeiste Sitzbank wurde bereits von Ernstl fachmännisch gesäubert, und somit wurde ein Ankleben verhindert :-))
Wir hatten knappe 35 km auf 800 Hm vor uns und ein Skigebiet nach dem anderen flog an uns vorbei und die ersten meterhohen Schneewände türmten sich links und rechts der Straße.
Als wir die erste Abfahrt vom Plateau nach einigen bergabführenden Tunneln vor uns hatten, gab es die erste brenzlige Situation als Ernstl bei strömenden Regen hinter Josef und mir noch 2 wirklich rasant fahrende Sattelzüge überholte. Josef und ich sind noch immer der Meinung das die Szene im Rückspiegel eine knappe war, aber Ernstl meinte, dass zum entgegenkommenden Mercedes ordentlich Luft gewesen sei.
Wir mussten noch durchhalten. Der Schneefall ging langsam in Regen über und der Boardcomputer hatte bereits die Dauerwarnung vor gefrierender Nässe am Navi eingebrannt. Die Wärme war nah ... ein 5 km langer Tunnel führte uns bei einem Gefälle von 8% und leichten Kurven an den Hardangerfjord auf 0 Hm. Die Temperatur pendelte sich bei 10°C ein und es wurde angenehmer zu fahren. Entlang des Fjords fuhren wir auf einer schönen kurvenreichen Straße auf Meereshöhe. Das Wetter schien sich aufzuklaren und es wurde Zeit für eine erste Pause. Es ist wirklich schwer in Norwegen ein wie bei uns übliches Cafe zu finden. Wir machten dann bei einer Tankstelle rast, bei denen es bei jeder die Möglichkeit gab ein Hot Dog zu kaufen.
Leider wechselte ab jetzt das Wetter wieder zu “strömenden Regen” und so sollte es auch bis zu unserem Hotel bleiben. In der Ferne kündigte sich die erste Sehenswürdigkeit an, die es in Norwegen häufig gibt, eine Brückenüberquerung über den Eidfjord. Ingenieurskunst auf hohem Niveau und vorallem auch der Kreisverkehr kurz vor der Brücke, der im Berg lag und mit einer Ehrenrunde gehuldigt wurde, hat unsere Herzen höher schlagen lassen. Vor uns lag jetzt der Tourabschnitt, der in den Alpen eigentlich gemieden wird, aber bei einem Besuch in Norwegen nicht fehlen darf - die endlos langen Tunnel. Der Vallavik Tunnel mit 7512m machte den Anfang. Vorbei am Granvinsvatnet See mit einer unglaublichen Bergkulisse, die steil nach oben führten, fuhren wir weiter nach Voss. Der Regen ermüdete uns doch ein wenig und da jetzt auch noch die Temperaturen auf 6°C fielen, suchten wir erneut eine Tankstelle auf, um uns zu stärken und auch um uns ein bisschen zu wärmen. Wir hatten noch 100 km vor uns, die uns aber über die Berge führen würden. Wir entschlossen uns dazu die Überfahrt über den Laerdal zu umgehen und den Laerdaltunnel zu benutzen, der mit einer Länge von 24 km wohl der längste in Norwegen ist. Es gibt dort bunt beleuchtete Parkbuchten an denen man kurz verschnaufen kann (wenn man das Parkenverboten Schild nicht als absolutes Halte und Parkverbotsschild interpretiert).
Nach den doch langen 24 km bei Tempo 80 km/h ging es rechts den Ardalsfjord auf einer wunderschönen Straße hoch bis zu unserem Tagesziel dem Klingenberg Hotel AS.
Erst jetzt lies der Regen nach und nach dem Bezug der Zimmer und dem Versuch die doch ein wenig nassen Sachen zu trocknen, verzogen sich die Wolken und wir konnten im angrenzenden Restaurant den Abend toll ausklingen lassen.